Michael Zilles
Michael Zilles, Radiologe in Rotenburg / Fulda informiert über IMRT
Nach seiner Ausbildung zum Medizinisch-Technischen Radiologie-Assistent studierte Michael Zilles Humanmedizin in Frankfurt am Main. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind interventionelle Radiologie, Strahlenschutz und Medizinethik. Nach ein paar Jahren in einer kommunalen Klinik als Vorsitzender des klinischen Ethik-Komitees lebt und arbeitet er nun in einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis in Nordhessen mit Anschluß an drei größere Kliniken.
Nicht allen Ärztinnen und Ärzten fällt es leicht, statistische und technische Aspekte einer Tumorerkrankung zusammen mit der nötigen Zeit und der individuellen Zuwendung ihren Patienten zu vermitteln. Oftmals ist es als Patient auch nicht leicht, die Fülle an auch widersprüchlichen Informationen, die auf einmal eintreffen, zu behalten. Es kann der Eindruck entstehen, ohne eigene Entscheidungsspielräume in die „Mühlen“ der technischen Medizin zu geraten. Welche Möglichkeiten bietet die moderne Medizin, welche Alternativen bieten sich an oder besser: was kann ich als betroffener Patient oder Angehöriger zusätzlich zur Genesung beitragen? Für viele Tumorpatienten ist die sogenannte „Apparatemedizin“ ein wenig angenehmes, unpersönliches Kernstück ihrer Behandlung. Wie sieht eine Bestrahlungsklinik aus? Wie funktioniert eine moderne Bestrahlung in den Zellen eines Tumors, was passiert mit den gesunden Zellen? Wie sieht eine Bestrahlungsplanung und ein Behandlungsschema aus? Was erwartet mich als Patient, was erwartet meine Familie?
Viel wird heute über alternative Medizin gesprochen, jedoch ist der Begriff „komplementäre“ Medizin angebrachter, sollen doch die Angebote der klassischen Schulmedizin nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Die Strahlentherapie stellt neben der Chirurgie und der Chemotherapie eine der drei schulmedizinischen Säulen der Tumorbehandlung dar, die nicht allein zum Erfolg führt, sondern immer Teil einer oft komplexen, individuellen Therapie ist.
Nur der informierte Patient ist in der Lage, weiterhin Verantwortung zu übernehmen und wichtige Entscheidungen auf solider Grundlage zu treffen. Wenn Sie einen Einblick erhalten in Ihre Therapie und verstehen, was sie bewirken soll, werden Sie ganz anders mit einer Strahlentherapie umgehen und können bewußter und somit erfolgreicher Ihrer Erkrankung entgegen treten.
Ein neueres Verfahren, das zunehmend zur Anwendung kommt, ist die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT), bei der nicht nur die Feldbegrenzung, sondern ebenfalls die Strahlendosis innerhalb der Feldfläche moduliert wird. Das geschieht durch metallische Ausgleichskörper (Kompensatoren) im Strahlenweg mit individuell gegossenem Profil für jedes der 6–8 Felder, oder durch zeitgesteuerte Verschiebung beweglicher Multileaf-Blenden während der Bestrahlung. Letzteres Verfahren ist schneller und billiger, die Genauigkeit der Feldformung auf die Breite der einzelnen Lamellen des Multileaf-Kollimators (4–5 mm) ist jedoch begrenzt. Die IMRT erlaubt sehr kompliziert geformte, selbst konkav begrenzte Zielvolumina und eignet sich daher für Tumoren in unmittelbarer Nähe von sensiblen Risikoorganen. Eine IMRT ist sehr zeitaufwendig zu berechnen, auszuführen und zu kontrollieren.
Als Tomotherapie wird ein radiologisches Verfahren bezeichnet, bei dem ähnlich wie in einem Computertomografen die Strahlen von allen Seiten auf die zu bestrahlende Stelle gerichtet werden können. Zu diesem Zweck rotiert die Strahlenquelle in einem entsprechenden Ring. Die gewünschte Präzision in der Ausrichtung der Bestrahlung wird dadurch erreicht, dass ein mit dem Tomotherapie-Gerät kombinierter Computertomograf verwendet wird, um die genaue Lokalisation eines zu bestrahlenden Tumors regelmäßig neu zu bestimmen. Die mit der Bestrahlung von Tumorpatienten oft einhergehenden Nebenwirkungen sollen dadurch verringert werden. Die Behandlungsmethode wurde 2003 erstmals klinisch eingesetzt. Sie basiert auf Entwicklungen an der Universität Wisconsin (USA). Hauptanwendungsbebiete der Tomotherapie sind bösartige Neubildungen wie Prostatakrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs und Kopf-Hals-Karzinome.
Fachinformation: IMRT – UK Würzburg